Energiepolitik ist das Thema, das Politik, Behörden und Bürger täglich beschäftigt. Ohne Energie auch keine Mobilität. Die Schweiz beschäftigte sich bereits in den 50er Jahren intensiv mit diesem Thema. Aber den Politikern, sollte man auch bei diesem Thema nicht alles glauben.
Die späten 50er und die frühen 60er Jahre waren geprägt von einer grossen Aufbruchstimmung. Während sich die Grossmächte über die Eroberung des Weltalls Gedanken machte, war die Schweiz damit beschäftigt, die Eisenbahn zu revolutionieren. 1957 nahm das Paul-Scherrer-Institut den ersten Atomreaktor in Betrieb und erforschte die friedliche Nutzung der Atomkraft. Die Forscher waren überzeugt, eine unerschöpfliche Energiequelle erschliessen zu können und übertrugen ihre Forschungsergebnisse im Eisenbahn-Land Schweiz zuerst auf den Antrieb von Lokomotiven.
Pünktlich zur Landesausstellung 64 wollte Forschung und Politik die Besucher mit dem ersten atombetriebenen Zug zur Ausstellung bringen, welche wie keine andere die Aufbruchsstimmung der Schweiz repräsentierte. Willy Habegger, welcher zusammen mit Jacques Piccard für die Landi das U-Boot «Mésoscaphe» baute, war auch für Design und Bau der futuristischen Lokomotive zuständig.
Was mit grossen Visionen begann, scheiterte schliesslich dennoch an der schwer zu beherrschenden Technik. Was im Versuchsreaktor des PSI funktionierte, war in einem sich bewegenden Fahrzeug nicht mehr umsetzbar. Vor allem die engen Kurven fern des flachen Mittellandes machte den Ingenieuren zu schaffen. Regelmässig schwappte das Kühlwasser aus dem (zu) kleinen Reaktorbecken.
Die Geschichte ging nur für Willy Habegger gut aus: er machte sich einen Namen für den Bau von Beförderungsanlagen, stellte aber technisch deutlich weniger anspruchsvolle Anlagen her. Bis 1980 baute das Unternehmen über 500 Pendel-, Sessel- und Gondelbahnen sowie Skilifte in der ganzen Schweiz, welche heute vielerorts noch ihren Dienst tun.
Die Lokomotive stand lange Zeit in einem nicht mehr genutzten Stollen des Schweizer Reduits, wo man es politisch in Vergessenheit geraten lassen wollte. Dass sich Brennstäbe aber nicht von allein auflösen, musste man auch bei diesem Vorhaben feststellen. Die Lokomotive wurde für eine unbekannte Summe aus nicht näher deklarierten Verteidigungsbudgets rückgebaut, die Brennstäbe lagern bis heute in einem Zwischenlager und harren der definitiven Endlagerung.
Die Kurven der Bahnstrecken sind immer noch gleich eng wie dazumal und machen den Ideen der Bahnverantwortlichen auch heute noch einen Strich durch die Rechnung. Deshalb fahren die Züge in der Schweiz selten schneller als 100 km/h.
Das Bild zeigt eine der wenigen erhaltenden Postkarten, mit welcher die Schweiz ihren Innovationsgeist in die Welt tragen wollte, sofern die Geschichte nicht erfunden wäre.
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